Kurzvorstellung: Der Familienfreundliche Betrieb Freie Holzwerkstatt Freiburg
1. Unternehmenszweck.
Die Freie Holzwerkstatt ist eine ökologische und baubiologische Schreinerei. Verarbeitung einheimischer Massivhölzer: Möbel, hochwertige Schreinerküchen, Innenausbau, Restaurationen Wir sind ein gruppenprozessorientierter Betrieb, mit verschiedenen Ausbildungsgraden, Alter, Geschlecht, Familienstand und arbeiten gleichberechtigt, zusammen. Entscheidungsstrukturen sind geprägt durch konstruktiven, kooperativen Austausch mit gegenseitigem Lernen, statt direktiv über Hierarchie.
Wir sind 6 MitarbeiterInnen + 1 - 2 Aushilfen, projektbezogen eingesetzt.
2.Familienfreundliche Einzelmaßnahmen.
Flexible Arbeitszeit:
Es gibt Vollzeit und Teilzeit-Verträge. Gleitzeit ermöglicht einen individuellen Tagesablauf. Einzige Einschränkung ist die Gewährleistung einer täglich (Mo -Fr) gleichen Öffnungszeit des Betriebes, die alle Mitarbeiter in Absprache organisieren
Flexible Arbeitsplatzwahl:
Planerische und Angebotsarbeiten, Zeichnungen und Kalkulationen können in den Privaträumen der Mitarbeiter ausgeführt werden. Zudem werden die einzelnen Projekte weitgehend nach den Wünschen der Mitarbeiter verteilt, so dass die Familienväter z.B. nicht zu Montagetätigkeiten mit Übernachtung außerhalb eingesetzt werden müssen.
Lohnfortzahlung bei Krankheitsfällen in der Familie:
In Fällen von Krankheit in der Familie z.B.. Krankenhausaufenthalt eines Kindes kann der Vater/die Mutter das Kind ins Krankenhaus begleiten, die arbeitsfreien Tage werden zu 70% vergütet. Diese Möglichkeit besteht auch, wenn in einer Familie mehrere Kinder gleichzeitig erkranken und intensive Betreuung notwendig wird.
Betriebliches Kindergeld:
Für das 1. Kind werden 300,00 DM, für jedes weitere Kind 150,00 DM Kindergeld in Form von nichtgeleisteten Arbeitsstunden vergütet, d. h. der Lohn bleibt gleich, die entsprechende Arbeitszeit ist verkürzt und steht so der Familie zur Verfügung.
Freistellung bei Arbeitsplatzgarantie:
Jedes Kollektivmitglied kann sich für Wochen/Monate ohne Bezüge bis zu einem Jahr freistellen lassen. Der Arbeitsplatz steht nach der Rückkehr wieder zur Verfügung. Diese Regelung ist eine zusätzliche Vereinbarung zu den bereits gesetzlich geregelten Freistellungen von Mutterschutz und Erziehungsurlaub.
3.Aktuelle Situation
Um einige Zeit die Erziehung des Kindes zu übernehmen und der Mutter das Beenden ihrer Ausbildung zu ermöglichen, ist ein Gesellschafter-Geschäftsführer von Januar bis September 2000 im Erziehungsurlaub.
Problem Die "Unentbehrlichkeit" im Betrieb entsteht durch die speziellen Fähigkeiten und das spezielle Fachwissen der abwesenden Person. Diese können nur sehr schwer oder mit viel Aufwand ersetzt werden. In unserem Fall ist es das Know-how zu Küchenkonstruktion, Küchenplanung und Küchenverkauf, das mit dem Fehlen des Vaters "außer Haus ist".
Da das Bauen von Qualitäts- Schreinerküchen ein zentrales Standbein unseres Betriebs ist, war klar, das "Außer-Haus-Sein" des Know-hows konnte nicht sein Fehlen bedeuten.
Unser derzeit praktiziertes Lösungsmodell Voraussetzungen für die jetzige Lösung waren folgende Punkte:
a) Es gibt eine Person, die bereit ist in die entstehende Lücke zu springen und sich das fehlende Know-how anzueignen.
b) Da dies nicht von heute auf morgen geschehen kann, war eine Vorplanung und Übergabe nötig.Die Übergabezeit war bei uns mit 1-2 Monaten eher zu kurz. Das Tagesgeschehen ließ zu wenig Raum für konzentrierte Übergaben. Viele Arbeitsschritte und Details kamen in dieser Zeit nicht vor und konnten so nicht ausprobiert bzw. geübt werden.
c) Um so wichtiger wurde, dass der Vater im Erziehungs-"urlaub" als Ansprechpartner erreichbar ist. Dies geschieht telefonisch als eine Art "Hotline" und bietet so eine Rücksicherungsmöglichkeit für den jetzt Verantwortlichen.
d) Einige der Arbeiten, für die das spezielle Know-how des Vaters gebraucht wird finden am PC statt und müssen nicht unbedingt im Betrieb erledigt werden. Manche dieser Arbeiten werden vom erziehenden Vater daheim gemacht und per E-Mail ausgetauscht
Dabei ist unserer bisherigen Erfahrung nach zweierlei zu beachten:
1. Die Software sollte möglichst bis ins Detail aufeinander abgestimmt sein und
2. Die Aufgaben dürfen nicht zu eng terminiert sein
e) Um für Hotline und PC Zeit zu haben ist es sehr sinnvoll, dass das Kind ein paar Stunden pro Tag in einer Kleinkindgruppe untergebracht ist. Dies ermöglicht es betriebliche Aufgaben ohne Vernachlässigen der Vaterpflichten zu erledigen.
f) Trotz dieser Maßnahmen läuft natürlich nicht alles ganz so rund wie gewohnt, besonders in der Anfangszeit. Deshalb ist eine letzte, wichtige Voraussetzung die Akzeptanz von allen, für die dieses Modell Auswirkungen hat: die Mitarbeiter im Betrieb, den "Erziehungsurlauber", die Mutter des Kindes; -die des Kindes selbst wird stillschweigend vorausgesetzt.